Yeti erzählt

In meinen jungen Jahren habe ich in Wengen einige Winter als Skilehrer verbracht und nebenbei das Amt des Milchkontrolleurs ausgeübt. Verdient habe ich bei diesem Nebenjob nicht viel, doch hielt es mich manchmal von langen Nächten in verdächtigen Bars fern. Abends und morgens zur Melkzeit war ich im Stall anwesend, wog die Milch und entnahm Proben. Das geschah jeweils unter den prüfenden Blicken des Bauers, da der Fett- und Eiweissgehalt der Milch den Wert der jeweiligen Kuh beträchtlich beeinflusst.

So gab es auch bei meinen frühmorgendlichen Besuchen im warmen Kuhstall immer einige interessante Begebenheiten zu vernehmen: Die «Züglete» im Hochwinter war für Mensch und Tier enorm anstrengend. Der Bauer musste zuerst mühsam einen Weg freischaufeln, damit das Vieh nicht im Schnee versinkt, oder auf dem glatten Firn nicht ausrutscht. Die Tiere hingegen durften endlich wieder mal den Stall verlassen und ihrem Bewegungsdrang nachgehen.

Mein Freund Hans Gertsch zum Beispiel erzählte:
«... kaum sprang das Rind aus dem Stall, bockte es mit hochgebogenem Schwanz herum. Noch bevor er es irgendwie beruhigen konnte, rutschte das Tier aus. Die Klauen fanden auf dem harten Firn keinen Halt mehr. Wie ein Baumstamm glitt es ungebremst 200m den Hang hinunter und knallte voller Wucht in eine Telefonstange. Dort blieb es, unter schlimmsten Befürchtungen, zunächst eine Weile reglos liegen. Richtete sich aber plötzlich wieder auf, schüttelte bimmelnd den Kopf und wartete, als wäre nichts gewesen auf den Bauer. Über einen weiten Umweg führte er das Tier zu seinem neuen Weidhaus. Die Gegend allerdings, musste für längere Zeit ohne Telefonverbindung auskommen.»

Umfeld und Landschaft

Berglandwirtschaft

Das Grundstück auf welchem die Weidhäuser stehen, wird Vorsass genannt und wird vom Bauer bewirtschaftet. Die Berglandwirtschaft ist heutzutage sehr umstritten und ständiges Thema in politischen Debatten. Obwohl die Produktionsleistung der Bergbauernbetriebe verschwindend klein ist, spielen sie in den Tourismusregionen eine wichtige Rolle: Sie sind die eigentlichen Gestalter der Bergtäler.

Vor noch hundert Jahren waren die hiesigen Weiden noch viel üppiger. Waldsäume und Baumwuchs entlang Gräben und Bächen wurden regelmässig zurückgeschnitten. Steile Hänge wurden unter mühevoller Handarbeit bewirtschaftet. Wildheuer schnitten das Gras auf abschüssigen Felsbändern (horizontale Absätze in steilen Berwänden). Jugendliche Hirten zogen bei Tagesanbruch mit der munter bimmelnden Ziegenschar bergauf. Oberhalb der Säge Gimmelwald (die Werkstatt ist einen Besuch mehr als wert, denn sie wird nur mit natürlicher Wasserkraft betrieben) in Wengen stehen heute noch verlassene Ställe. Mit dem strahlenden Bergsilhouette der Jungfrau im Hintergrund, zierten die Ställe über viele Jahre die Blechschachteln der berühmten Caran d’Ache Farbstifte. 

Ohne staatliche Förderung gäbe es nicht mehr viele Bauern in den Bergen. Die Subventionen sind mit immer schärferen Auflagen verknüpft und die Bauern geraten zunehmend unter Druck, eine Mindestgrösse zu halten und die Effizienz zu steigern. Unter diesem Optimierungsprozess leiden letztendlich Bauern, Tiere und die Natur.

Die Zeiten, in denen Bauern die Musse hatten, sich um alle Ecken und Gebiete der umliegenden Täler zu kümmern, sind vorbei. Was nicht mehr mit dem Mähbalken der Traktoren erreicht werden kann, bleibt stehen und verwildert. Im ganzen Alpenraum hat der Waldbestand stark zugenommen.

Weniger Mensch, mehr Natur

Die Natur holt sich zurück, was unsere Vorfahren ihr in den letzten Jahrhunderten mühevoll abgerungen haben. Über Generationen hinweg entstand allmählich die für unsere Bergregion typische Kulturlandschaft: Eine Mischung aus Wald und Alpwiese gilt bis heute als «Schönheitsideal». Zweifellos wird sich in naher Zukunft das Landschaftsbild in den Bergen verändern. Steile Grashänge verwalden, die gepflegten Weiden mit den typischen Scheunen werden kleiner. In manchen abgelegen Orten verschwinden sie wohl gänzlich.

Anspruch & Wirklichkeit

Die Schweiz ist bekannt für ihre verwachsenen und dichten Wälder. Unsere Gäste erwarten aber unverwechselbares Bergpanorama gepaart mit duftenden, gepflegten Blumenwiesen, so wie es in Broschüren und auf Postkarten abgebildet wird. Das wuchernde Grün passt in den Vorstellungen der Besucher so gar nicht in die stille, harmonische Alpenwelt. Noch ein paar vereinzelte Ziegen und Kühe in dorfnähe grasen lassen et voilà – da ist sie, die perfekte Heidi-Welt.

Das sagt YETI

Wir brauchen die Bergbauern! Weniger zur Sicherstellung von Nahrungsmitteln wie Milch- und Fleischprodukten, sondern vielmehr als Förster und Pfleger unserer Alpenlandschaft. Ich bin überzeugt, dass dies der gesamten Schweiz mehr nutzen wird als eine Produktion von Lebensmitteln, die preislich gestützt sind.

In meiner idealen Vorstellung sehe ich ein Bergtal vor mir, dass von den hiesigen Bauern und Bäuerinnen gepflegt wird. Auf eine intensive Bewirtschaftung der Länder wird verzichtet, Wiesen werden nur noch falls nötig gedüngt und spät geschnitten. Damit können Blumen wieder aussamen und die Artenvielfalt wird gefördert. Einheimische, qualitativ hochwertige Lebensmittel erhalten ein Gütesiegel und werden in Schweizer Hotels und Geschäften angeboten. Unbewohnte Weidhäuser werden nachhaltig und nach traditioneller Art ausgebaut. Diese werden vermietet und dienen den Bauern als zusätzliches Einkommen.

Grindelwald

Die Ortschaften, Weiler und Höfe der Gemeinde Grindelwald liegen entlang der Strömung der schwarzen Lütschine im Talkessel zwischen Eiger, Wetterhorn, Fiescherwand und Faulhorn. In diesem Gebiet liegen der Untere und der Obere Grindelwald-Gletscher. Die beliebten Touristenattraktionen reichten 1590–1880 gar bis vor das Dorf Grindelwald. Die Ortschaft ist eine der ältesten Ziele für Reiselustige in der Schweiz. Landwirtschaft und Tourismus haben sich hier symbiotisch entwickelt. Zeugen davon sind historische Bauwerke, die explizit für den Tourismus gebaut wurden. Sie finden hier Wanderwege in jeder Schwierigkeitsstufe, direkt vor der Türe.

Weidhaus

Das Weidhaus hat in der modernen Landwirtschaft an Bedeutung verloren. Früher grasten die Kühe in den Alpweiden, während die Landwirte die tiefergelegenen Wiesen gemäht haben. Nach dem Alpabzug (Die Viehherden kehren nach viermonatiger Sömmerung in das Unterland zurück) bezogen die Tiere den Stall, bis das Winterfutter gefressen war. Danach wurden sie weiter talwärts zum nächsten Weidhaus getrieben bis sie im Hochwinter zurück im Bauernhaus waren. Das idyllische Weidhaus ist Zeuge dieser Zeit.

Das Leben auf dem Bauernhof

Sprechen sie ortsansässigen Bauern an und besuchen sie die Familien auf dem Hof. Oft ergeben sich daraus interessante Gespräche und Perspektiven. Unsere Bauern sind gute Beobachter und Kenner der Natur. Sie haben eigene Vorstellungen und Meinungen, die geprägt sind durch harte Arbeit und ständige Wechsel der Landwirtschaftspolitik. Die Landwirtschaft wird in der Schweiz und speziell in den Berggebieten stark gefördert. Im steilen Gelände wird immer noch viel Handarbeit verlangt. Mitarbeit auf dem Bauernhof macht Spass und wirkt beruhigend. Ich verspreche Dir: Du sparst dir ein paar quälende Stunden im muffigen Fitnessraum. Heugabeln und Rechen warten zuhauf auf deinen Einsatz. Kühe und Ziegen treiben, den Wasserbrunnen füllen, Laub rächen, Gras und Heu auf- und abladen, den Stall herrichten – auf dem Bauernhof ist eine helfende Hand immer dankbar angenommen.

«Wir haben unseren Aufenthalt in Deiner wunderschönen Hütte unendlich genossen und uns wunderbar erholt. Auch war es uns eine Freude, so mitten in der Realität von Berner Oberländer Bauern leben zu dürfen. Wir konnten spannende Gespräche mit Deinem Cousin und seiner Familie führen, die Kühe und ihre Kälber waren ein erheiterndes Unterhaltungsprogramm und natürlich haben wir es auch genossen, regionale Produkte geniessen zu können (Dein Willkommenskörbli ist dafür ein wunderbarer Auftakt!).»
Esther & Fritz B.

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